KAPELLE EVERLOH
„Die genauere Betrachtung von etwas Vertrautem, an dem wir täglich vorbeigehen, offenbart auf den zweiten Blick gesellschaftliche Werte zu ganz unterschiedlichen Zeiten.“
Im Mittelalter begründete Karl der Große zwei Bistümer im Großraum des heutigen Hannovers: Das Bistum Minden (798) und das Bistum Hildesheim (815). Das Calenberger Land und damit später auch Everloh wurden dem Bistum Minden unterstellt (RUPPEL 2003: 6).
Zur besseren Verwaltung der Lehen führte der Bischof von Minden das „Villikationssystem“ ein. Unter dieser Verwaltungsform wurden die Lehen mit Tafelgütern ausgestattet, wobei der Hauptsitz des Lehnsherrn (Villa), unterstützt durch ein paar Hofstellen, zur Versorgung und Bewirtschaftung herangezogen wurde (KRÖGER & LÖFFLER 1987: 21f).
Es war üblich, dass wohlhabende Lehnsherren, zum Beispiel Adelsfamilien, eine Gutskapelle für sich errichteten. Die Bürgerinnen und Bürger des Dorfes durften die Räumlichkeiten in der Regel ebenfalls zur Andacht nutzen (RUPPEL 2003: 7).
Obwohl Everloh um 1300 bereits einem „Tafel-Gut“ nebst Hofstellen zuzuordnen war (KRÖGER & LÖFFLER 1987: 47), konnte nicht belegt werden, dass es zu dieser Zeit auch eine Guts-Kapelle gegeben hat (RUPPEL 2003: 7). Im Calenberger Land war Wunstorf lange geistlicher Mittelpunkt und Ronnenberg als sein dazugehöriges Archidiakonat sorgte mit seiner Hauptkirche (heute: Michaeliskirche) für die Betreuung der Bürgerinnen und Bürger von Everloh (ebd.).
Erst nach der Reformation wuchs merklich das Interesse am dörflichen Kirchenbau. Nach Luthers Lehren sollten die Gläubigen einen festen Ort für ihre Zusammenkünfte haben, um den Glauben und die Gemeinschaft im gemeinsamen Gebet zu stärken (ebd.). Somit erhielt auch Everloh nach der Reformation im Jahre 1599 eine schlichte kleine Kapelle. Sie stand im Garten des heutigen Dorfgemeinschaftshauses, in etwa dort, wo sich das Feuerwehrgerätehaus jetzt befindet. Es ist nicht überliefert, wie das Gebäude genau aussah, aber es soll ein schlichter Fachwerkbau mit Dachreiter der üblichen Bauart damaliger Zeit gewesen sein. Obwohl Everloh nun eine eigene Kapelle besaß, bekam das Dorf keinen eigenen Pfarrer. Gottesdienste fanden unregelmäßig durch einen Pfarrer statt, der zu diesem Zweck aus Ronnenberg „ausgeliehen“ werden musste (ebd.).